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Freitag, 28. September 2012

Grüne Hölle

Bilder aus Nyabugogo und dem Nyungwe-Trail

Um nicht in unserer Wohnung zu versauern und endlich mal etwas raus zu kommen, fuhren wir am Freitag mit dem Matatu vom Busbahnhof in Nyabugogo nach Butare, um dort einen richtig guten Auftritt von Alif Naabar zu sehen, ein westafrikanischer Künstler (ich glaube Burkina Faso).




Man beachte Lucky!

Und danach gings weiter in Richtung Nyungwe Park, ein rwandischer Nationalpark, der sich ausschließlich über den Regenwald erstreckt.
Ein kleines Problem hatten wir aber schon vor der Abreise: Wegen einiger Unstimmigkeiten mit Abfahrtszeit und -ort haben wir leider den ersten und zweiten Bus verpasst. Die Gruppe kam getrennt in Butare an. Nach einer Fahrt von ungefähr zweieinhalb Stunden, auf einer Strecke von vielleicht 80 km.
Das liegt aber nicht nur an den alten, ausgeschlachteten Bussen, die eben nicht so schnell unterwegs sind, sondern zum großen Teil an der gefahrenen Strecke, die zwar geteert ist, allerdings nur aus Kurven, Schlaglöchern und starken Steigungen bzw. Gefälle besteht.
Der Park kostet also für Europäer 50 $, Rwander müssen um die 2 $ abdrücken. Ist doch fair.
Gelohnt hat sich es trotzdem auf Jeden – davon kann man sich selbst auf den Fotos überzeugen. Unglaublich viele wilde Pflanzen, teils sahen sie aus wie von einem anderen Planeten. Tiere dagegen gab es eher weniger.









ein kleines bisschen fertig




keine Ahnung wie sie heißt aber sie ist schön




Der arrangierte Guide (es ist übrigens egal, ob man mit oder ohne geht, kostet beides dasselbe) lief mit uns eine Strecke von vielleicht 4 km, die nach fast 5 Stunden immer noch nicht fertig war. Wir dagegen schon. Und unser Guide rannte fröhlich durch den Regenwald den Berg hoch, wahrscheinlich als Motivation für uns alle. Zwischendurch hatten wir einen unglaublichen Ausblick, standen an einer Lichtung und konnten runter ins Tal sehen, wo sich gerade der Nebel auftat. Im Übrigen darf man sich den Regenwald Rwandas nicht als tropische, grüne feucht-warme Hölle vorstellen; doch, alles ist richtig, bis auf die Temperatur. Es kann arschkalt werden. Liegt eben zwischen 2500 und 3000 Metern.
Und wir wurden von den gefährlichsten Ameisen auf der ganzen Welt angegriffen. Sie fühlten sich wohl ein wenig gestört als wir durch den Wald am Hang entlang liefen und ein paar Mal ihre Straßen kreuzten. Am Ende hatte jeder bestimmt 50 von den Viechern in den Socken, in der Hose, und wer weiß wo sonst noch. Die Dinger krallen sich fest als hätten sie Pattex an ihren Beißzangen.
Nach einer belustigenden wie auch schmerzhaften halben Stunde war das Battle entschieden, ein jeder hatte sich befreit und es konnte weitergehen. Zur Urwaldbücke gings, ein Pfad in den Wolken aus Stahlseilen, ein Km lang, mitten über ein Tal in der Luft hängend. Weil sich eine weitere Gruppe von der anderen Seite näherte, durften wir nicht rüber, weil auf den Pfad niemals zwei Menschen aneinander vorbei gepasst hätten. Schade.
Nach einer höchst anstrengenden wie erfolgreichen Tour durften wir uns endlich dem wirklichen Highlight des Tages hingeben. Yannick packte eine große Tafel Schweizer Schokolade mit Mandeln aus, die eigentlich für seine Schwester reserviert war. Ich glaube, ich hab noch nie so dermaßen geile Schokolade genossen, natürlich ist jedes Stück ziemlich kostbar (seltsamerweise gibts hier keine...)

Und unser Rückweg war mehr als ein Erlebnis: Weil wir für den Trail mehr als genug Zeit gelassen hatten, verpassten wir – wie könnte es anders sein – auch den Bus für die Rückfahrt. Also mussten wir uns ernsthaft Alternativen überlegen, denn in der Lodge konnte man nicht übernachten. Ein Bus fuhr nicht mehr, den letzten für den Tag hatten wir bereits verpasst, und nun blieb nicht viel übrig, als bei einer Busgesellschaft anzurufen und ein Matatu zur Lodge zu bestellen. Obwohl sich Moe bei der Preisverhandlung echt Mühe gab und sagte, wir seien keine reiche Touristen, sondern arme weltwärts-volunteers, zog das Argument nicht und der Fahrer wollte 100,000 RWF haben, umgerechnet 135 €, und das nur bis nach Butare...
Also schnell an die Straße gestellt, den Daumen raus, und warten und hoffen. Nach fünf oder sechs Jeeps und Lastwagen, die uns alle abwiesen, dachten wir, okay, jetzt wird in den sauren Apfel gebissen und nach Hause gefahren, damit wir nicht auf der Straße oder im Busch pennen müssen.
Doch plötzlich kam ein riesiger LKW um die Ecke und hielt an. Wir standen natürlich sofort auf und rannten hin, um noch einen Platz zu bekommen. Der Fahrer grinste und meinte, wir sollten nach hinten in den Container gehen. Und das war ein gewöhnlicher Schiffscontainer, einer, in dem es nichts zum Festhalten gibt und keine Luft und kein Fenster, und das bei den Schlaglöchern. Fast entschlossen, hinten einzusteigen, lachte der Beifahrer und rief uns nach vorn. So fanden wir 8 Freiwilligen und die beiden Fahrer in der Führerkabine Platz, jedenfalls mehr oder weniger. Die Fahrt zurück war unvergesslich, weil man tierisch durchgeschüttelt wurde, sobald es ein kleines Schlagloch gab, und weil jeder einen lebenden Airbag hatte. Ich glaube, die Fahrer hatten auch ihren Spaß.
Auch deswegen, weil die Rwander alle nach dem Prinzip des Größeren fahren, wer kleiner ist und nicht spurt, dann wird Platz geschaffen, so läuft das auch mit den Fahradfahrern. Der Lkw rast an denen mit nichtmal 30 cm Abstand vorbei. Selbst dann, wenn auf der anderen Seite noch 2 Meter Straße zum rangieren sind. Es hätte niemanden gewundert, ab und an metallisches Kratzen und Krachen zu vernehmen...
Jedenfalls sind WIR wohlbehalten zu Hause angekommen. Das war der Tag mit insgesamt 6 Stunden Busfahrt.

  
acht volunteers und zwei Fahrer passen sehr wohl in einen Truck!





1 Kommentar:

  1. Hallo Julian,
    hab´mich köstlich amüsiert über eure Erlebnistour im Nationalpark! Freue mich schon auf die nächsten Fotos und Berichte. Laß es dir gut gehen und hab viel Spaß, auch bei der Arbeit...
    Viele Grüße Marianne

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