Bilder aus Nyabugogo und dem Nyungwe-Trail
Um nicht in unserer Wohnung zu
versauern und endlich mal etwas raus zu kommen, fuhren wir am
Freitag mit dem Matatu vom Busbahnhof in Nyabugogo nach Butare, um
dort einen richtig guten Auftritt von Alif Naabar zu sehen, ein
westafrikanischer Künstler (ich glaube Burkina Faso).
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Und danach gings weiter in Richtung Nyungwe
Park, ein rwandischer Nationalpark, der sich ausschließlich über
den Regenwald erstreckt.
Ein kleines Problem hatten wir aber
schon vor der Abreise: Wegen einiger Unstimmigkeiten mit Abfahrtszeit
und -ort haben wir leider den ersten und zweiten Bus verpasst. Die
Gruppe kam getrennt in Butare an. Nach einer Fahrt von ungefähr
zweieinhalb Stunden, auf einer Strecke von vielleicht 80 km.
Das liegt aber nicht nur an den alten,
ausgeschlachteten Bussen, die eben nicht so schnell unterwegs sind,
sondern zum großen Teil an der gefahrenen Strecke, die zwar geteert
ist, allerdings nur aus Kurven, Schlaglöchern und starken Steigungen
bzw. Gefälle besteht.
Der Park kostet also für Europäer 50
$, Rwander müssen um die 2 $ abdrücken. Ist doch fair.
Gelohnt hat sich es trotzdem auf Jeden
– davon kann man sich selbst auf den Fotos überzeugen. Unglaublich
viele wilde Pflanzen, teils sahen sie aus wie von einem anderen
Planeten. Tiere dagegen gab es eher weniger.
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ein kleines bisschen fertig |
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keine Ahnung wie sie heißt aber sie ist schön |
Der arrangierte Guide (es ist übrigens
egal, ob man mit oder ohne geht, kostet beides dasselbe) lief mit uns
eine Strecke von vielleicht 4 km, die nach fast 5 Stunden immer noch
nicht fertig war. Wir dagegen schon. Und unser Guide rannte fröhlich
durch den Regenwald den Berg hoch, wahrscheinlich als Motivation für
uns alle. Zwischendurch hatten wir einen unglaublichen Ausblick,
standen an einer Lichtung und konnten runter ins Tal sehen, wo sich
gerade der Nebel auftat. Im Übrigen darf man sich den Regenwald
Rwandas nicht als tropische, grüne feucht-warme Hölle vorstellen;
doch, alles ist richtig, bis auf die Temperatur. Es kann arschkalt
werden. Liegt eben zwischen 2500 und 3000 Metern.
Und wir wurden von den gefährlichsten
Ameisen auf der ganzen Welt angegriffen. Sie fühlten sich wohl ein
wenig gestört als wir durch den Wald am Hang entlang liefen und ein
paar Mal ihre Straßen kreuzten. Am Ende hatte jeder bestimmt 50 von
den Viechern in den Socken, in der Hose, und wer weiß wo sonst noch.
Die Dinger krallen sich fest als hätten sie Pattex an ihren
Beißzangen.
Nach einer belustigenden wie auch
schmerzhaften halben Stunde war das Battle entschieden, ein jeder
hatte sich befreit und es konnte weitergehen. Zur Urwaldbücke gings,
ein Pfad in den Wolken aus Stahlseilen, ein Km lang, mitten über ein
Tal in der Luft hängend. Weil sich eine weitere Gruppe von der
anderen Seite näherte, durften wir nicht rüber, weil auf den Pfad
niemals zwei Menschen aneinander vorbei gepasst hätten. Schade.
Nach einer höchst anstrengenden wie
erfolgreichen Tour durften wir uns endlich dem wirklichen Highlight
des Tages hingeben. Yannick packte eine große Tafel Schweizer
Schokolade mit Mandeln aus, die eigentlich für seine Schwester
reserviert war. Ich glaube, ich hab noch nie so dermaßen geile
Schokolade genossen, natürlich ist jedes Stück ziemlich kostbar
(seltsamerweise gibts hier keine...)
Und unser Rückweg war mehr als ein
Erlebnis: Weil wir für den Trail mehr als genug Zeit gelassen
hatten, verpassten wir – wie könnte es anders sein – auch den
Bus für die Rückfahrt. Also mussten wir uns ernsthaft Alternativen
überlegen, denn in der Lodge konnte man nicht übernachten. Ein Bus
fuhr nicht mehr, den letzten für den Tag hatten wir bereits
verpasst, und nun blieb nicht viel übrig, als bei einer
Busgesellschaft anzurufen und ein Matatu zur Lodge zu bestellen.
Obwohl sich Moe bei der Preisverhandlung echt Mühe gab und sagte,
wir seien keine reiche Touristen, sondern arme weltwärts-volunteers,
zog das Argument nicht und der Fahrer wollte 100,000 RWF haben,
umgerechnet 135 €, und das nur bis nach Butare...
Also schnell an die Straße gestellt,
den Daumen raus, und warten und hoffen. Nach fünf oder sechs Jeeps
und Lastwagen, die uns alle abwiesen, dachten wir, okay, jetzt wird
in den sauren Apfel gebissen und nach Hause gefahren, damit wir nicht
auf der Straße oder im Busch pennen müssen.
Doch plötzlich kam ein riesiger LKW um
die Ecke und hielt an. Wir standen natürlich sofort auf und rannten
hin, um noch einen Platz zu bekommen. Der Fahrer grinste und meinte,
wir sollten nach hinten in den Container gehen. Und das war ein
gewöhnlicher Schiffscontainer, einer, in dem es nichts zum
Festhalten gibt und keine Luft und kein Fenster, und das bei den
Schlaglöchern. Fast entschlossen, hinten einzusteigen, lachte der
Beifahrer und rief uns nach vorn. So fanden wir 8 Freiwilligen und
die beiden Fahrer in der Führerkabine Platz, jedenfalls mehr oder
weniger. Die Fahrt zurück war unvergesslich, weil man tierisch
durchgeschüttelt wurde, sobald es ein kleines Schlagloch gab, und
weil jeder einen lebenden Airbag hatte. Ich glaube, die Fahrer hatten
auch ihren Spaß.
Auch deswegen, weil die Rwander alle
nach dem Prinzip des Größeren fahren, wer kleiner ist und nicht
spurt, dann wird Platz geschaffen, so läuft das auch mit den
Fahradfahrern. Der Lkw rast an denen mit nichtmal 30 cm Abstand
vorbei. Selbst dann, wenn auf der anderen Seite noch 2 Meter Straße
zum rangieren sind. Es hätte niemanden gewundert, ab und an
metallisches Kratzen und Krachen zu vernehmen...